Angst
Ängste haben alle Menschen. Angst ist ein Gefühl/eine Reaktion, wie z.B. Zorn, Wut, Freude oder Traurigkeit.
Obwohl Angst als unangenehm erlebt wird, ist Angst meist nicht gefährlich, sondern ein natürliches und biologisch in unserem Körper festgelegtes Gefühl.
Sie hat verschiedene Formen: länger andauernde ängstliche Stimmungen und Sorgen, plötzliche starke Angstgefühle …
Die meisten Situationen, in denen wir Angst haben, werden im Laufe des Lebens gelernt.
Wann wird Angst zum Problem?
- Wenn sie unangemessen und stärker als notwendig auftritt
- Wenn sie zu häufig auftritt oder zu lange andauert
- Wenn mit dem Angstgefühl ein Verlust der Kontrolle einhergeht
- Wenn Sie bestimmten Angstsituationen aus dem Wege gehen, sie vermeiden und sich dadurch Einschränkungen in Ihrem Leben ergeben, „Angst vor der Angst“
- Wenn starkes Leiden entsteht
Wie entstehen Angststörungen?
- durch negative Erfahrungen in der Vergangenheit
- Lernen am Modell
- Fehlende Lernerfahrungen
- Erbliche Veranlagung zu einer erhöhten Reaktionsbereitschaft
- Erhöhtes Stressniveau und lang andauernde Überlastung
- Vermeidungsverhalten
- Dauergebrauch von Alkohol oder Drogen
Welche Angststörungen gibt es?
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Panikstörung
- Plötzliche, unerwartete Panikanfälle ohne eindeutigen Auslöser
- Herzklopfen, Brustschmerz, Ersticken, Schwindel
- Furcht die Kontrolle verlieren, einen Herzanfall zu bekommen, zu sterben
Obwohl derartige Panikanfälle oft nur Minuten andauern, gehören sie zu den Störungen, die unser Leben besonders stark beeinträchtigen können.
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Generalisierte Angst
- Monatelang andauernde Ängste, Sorgen, Befürchtungen
- Unruhe, Schlafstörungen. Unfähigkeit, sich zu entspannen
- Schwitzen, Herzrasen, Magenbeschwerden, Übelkeit, Erstickungsgefühle, Schwindel
Kennzeichen sind übertriebene Besorgnisse und Befürchtungen über vielfältige Lebensaspekte. Menschen mit dieser Krankheit haben den ganzen Tag Angst und machen sich Sorgen, z.B. ob den Kindern oder Verwandten etwas zugestoßen sein könnte, obwohl eigentlich kein Anlass dazu besteht. Es besteht eine ständige ängstliche Anspannung mit der Unfähigkeit sich zu entspannen.
Die Panikstörung und die generalisierte Angststörung sind keine seltenen Krankheiten. Sehr viele Menschen sind irgendwann in ihrem Leben von einer dieser Störungen betroffen, Frauen häufiger als Männer.
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Phobien
Die Angst machenden Situationen werden gemieden oder nur unter großer Qual ertragen. Die Angst wird als unsinnig oder übertrieben erlebt.
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Agoraphobie
- Unbegründet starke Angst vor Plätzen, Menschenmengen, Verkehrsmitteln
- Angst zusammenzubrechen, Angst, Schlange zu stehen
Das Hauptmerkmal der Agoraphobie ist die Angst vor Situationen, in denen eine Flucht nur schwer möglich oder keine Hilfe verfügbar wäre. Tritt auch häufig zusammen mit Panikstörung auf.
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Soziale Phobie
- Unbegründet starke Angst in sozialen Situationen
- Die Furcht von anderen Menschen negativ beurteilt zu werden z.B. Fremde anzusprechen, in der Öffentlichkeit essen, reden, im Mittelpunkt stehen …
- Schwitzen, Erröten, Zittern
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Spezifische Phobien
Unangemessen starke Angst z.B. vor Spinnen, vor dem Fliegen, vor Höhen, Wasser, Injektionen, Zahnarzt, …
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Wie wird Verhaltenstherapie bei Angststörungen eingesetzt?
Die Therapie hat zum Ziel, mit der Angst umgehen zu können, durch Angst nicht eingeschränkt zu sein. Je nach Problemstellung gibt es die Möglichkeit einer Einzel- oder Gruppentherapie. Unterstützend wird auch mit Selbsthilfeliteratur gearbeitet. Auch Übungen zwischen den Therapien sind sehr hilfreich. Im Erstgespräch werden diese Möglichkeiten auf Basis ihrer Ängste und Erfahrungen individuell geklärt und angepasst. Anbei ein paar allgemeine Inhalte zur Angstbewältigung.
Alles, was wir erlernt haben, können wir wieder verlernen/neu lernen!
- Motivation
- Woran hindert mich meine Angst?
- Welche konkreten Ziele will ich in meinem Leben (wieder) erreichen?
- Mit ganzer Kraft Angststörung loswerden wollen
- Wissen und Aufklärung
- Störungswissen, Veränderungswissen
- Handlungen
- Verhaltensanalyse
Erkennen der eigenen Verhaltensmuster im Zusammenhang mit Gedanken, Gefühlen, körperlicher Symptomatik und Konsequenzen. - Kognitive Therapie
richtet sich vor allem auf die Bewertungen und Interpretationen, die äußere Situationen als „bedrohlich“, „gefährlich“ und „nicht bewältigbar“ erscheinen lassen. Es handelt sich dabei um häufig „automatisch ablaufende“ Gedanken oder Selbstgespräche, die Angstgefühle ungünstig beeinflussen. Die kognitive Therapie zielt darauf ab, Bewertungen zu lernen, die eher der Realität entsprechen. Das Üben in bisher Angst auslösenden Situation ist ein wichtiger Bestandteil. (Hausübungen!) - Entspannungsverfahren
beeinflusst die körperliche Komponente des Angstgeschehens. Hier soll eine der Angst entgegen gesetzte Reaktion, nämlich Entspannung, erlernt und in den entsprechenden Angstsituationen eingesetzt werden. - Exposition, praktische Übungen
hilft, das Vermeidungsverhalten abzubauen und geplante Konfrontation mit angstauslösenden Situationen zu üben. Durch Zulassen von Angst und Verbleib in der jeweiligen Situation wird gelernt, dass die befürchtete Katastrophe nicht eintritt, sondern die Angst wieder abklingt, sobald man Einfluss auf die Angstreaktion nehmen kann. - Eventuelle Kombination mit Medikamenten
- Verhaltensanalyse
Alle verhaltenstherapeutischen Vorgehensweisen zielen auf die Unterbrechung der Abwärtsspirale von Angst und Vermeidungsverhalten ab. Praktische Übungen in kleinen Schritten zur Angstbewältigung und Strategien im Umgang mit akuten Angstgefühlen.
Quelle: Alsleben, H., et al.: Psychoedukation, Angst- und Panikstörung, Urban Fischer Verlag, München 2004